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u hast vielleicht schon einmal den Begriff „Co-Abhängigkeit" gehört. Er fällt immer wieder im Zusammenhang mit den Angehörigen von Personen, die alkohol- oder rauschgiftsüchtig sind. Aber was bedeutet dies eigentlich und warum ist Co-Abhängigkeit so schädlich?

Was ist Co-Abhängigkeit?

Co-Abhängigkeit ist ein Begriff, der in der Welt der Sucht und den damit verbundenen Abhängigkeiten häufig verwendet wird. Genau genommen handelt es sich dabei um eine Verhaltensweise, bei der ein Partner, die Eltern oder die Kinder des Süchtigen versucht, die suchtkranke Person bzw. deren Drogenabhängigkeit zu bagatellisieren oder zu verbergen. Oft geschieht dies unbewusst und ungewollt.

Das führt häufig dazu, dass die Co-abhängige Person ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche vernachlässigt und sich vollkommen auf die Bedürfnisse des Suchtkranken fokussiert.

Dadurch kommt es zu einer Art Abhängigkeit vom Verhalten des Suchtkranken und die Co-abhängige Person fühlt sich hilflos und dem Ganzen ausgeliefert. Dieses Verhalten bestärkt nicht nur den Suchtkranken weiter in seiner Abhängigkeit, sondern führt auch zu psychischen Belastungen für die Co-abhängige Person. Co-Abhängigkeit ist eine ernsthafte Problematik, die für beide Parteien drastische physische und psychische Konsequenzen hat.

Wie zeigt sich die Co-Abhängigkeit?

Niemand ist bekanntlich eine Insel. Immer stehen wir in Wechselwirkung mit unserer Umgebung und umso mehr mit den Personen, die uns am nächsten sind. Hat eine Dir sehr nahestehende Person eine Sucht entwickelt, ist daher die Sorge, ob Du selbst Co-abhängig geworden bist, nur verständlich. Hier sind einige Symptome, die nicht immer auf jeden zutreffen, aber grobe Anzeichen darstellen:

  • Du hast das Bedürfnis, den Suchtkranken zu kontrollieren. Deswegen teilst Du beispielsweise ein, wie viel er von dem Suchtmittel nehmen darf.
  • Du hast das Bedürfnis, den Suchtkranken zu beschützen. Aus diesem Grund beginnst Du, für ihn vor anderen zu lügen.
  • Du zeigst für den Suchtkranken eine übermäßige Fürsorge, weswegen Du Deine eigenen Bedürfnisse vernachlässigst und Dich vollständig auf die Bedürfnisse des geliebten Menschen konzentrierst.
  • Du empfindest Schuldgefühle und glaubst, dass Du selbst für das Verhalten des Suchtkranken und seine Abhängigkeit schuldig bist.
  • Du versuchst, den Suchtkranken aus eigener Kraft von seiner Abhängigkeit zu befreien, ohne dabei die eigenen Grenzen zu respektieren.
  • Besteht die Sucht schon lange, beginnst Du, den Suchtkranken wegen seines Verhaltens anzuklagen. Du bist wütend, weil er sich nicht ändert.

All diese Gedanken und Verhaltensweisen sind menschlich, aber nicht produktiv. Letztlich handelt es sich bei ihnen um ein suchtförderndes Verhalten, was der Co-Abhängige eigentlich vermeiden wollte.

Mögliche Ursachen für die Co-Abhängigkeit

  1. Familiäre Prägung: Wenn jemand in einer Familie aufwächst, in der Suchtprobleme vorherrschen, ist es möglich, dass er co-abhängige Verhaltensweisen entwickelt.
  2. Niedriges Selbstwertgefühl: Menschen mit einem geringen Selbstwertgefühl neigen dazu, sich selbst übermäßig zu kritisieren und fühlen sich oft nicht wertvoll. Dadurch opfern sie sich in Beziehungen auf und vernachlässigen ihre eigenen Bedürfnisse.
  3. Kontrollbedürfnis: Co-abhängige Menschen versuchen, die Kontrolle über die süchtige Person und deren Verhalten zu behalten. Sie glauben möglicherweise, dass sie die Suchtprobleme der Person durch Kontrolle und Manipulation lösen.
  4. Angst vor Konflikten: Co-abhängige Menschen meiden zumeist Konflikte und versuchen, friedliche und harmonische Beziehungen aufrechtzuerhalten, selbst wenn sie dadurch ihre eigenen Bedürfnisse vernachlässigen.
  5. Abhängigkeit von Anerkennung und Zustimmung: Co-abhängige Menschen suchen Bestätigung und Anerkennung von anderen, insbesondere von der süchtigen Person. Sie tun dies, um ihre eigene Unsicherheit zu lindern.
  6. Opfermentalität: Co-abhängige Menschen fühlen sich häufig als Opfer und übernehmen die Verantwortung für das Verhalten des Süchtigen.
  7. Mangelnde Grenzen: Co-abhängige Menschen haben Schwierigkeiten dabei, klare Grenzen in Beziehungen zu setzen. Sie erlauben der süchtigen Person, ihre Grenzen zu überschreiten und tolerieren Verhalten, das für sie schädlich ist.
  8. Unzureichende Bewältigungsmechanismen: Co-abhängige Menschen verlassen sich auf ungesunde Bewältigungsmechanismen wie Alkohol, Drogen oder übermäßiges Essen, um mit ihren eigenen emotionalen Belastungen und Stress umzugehen.

Phasen der Co-Abhängigkeit

Die Co-Abhängigkeit durchläuft verschiedene Phasen, die sich je nach individuellem Verlauf variieren oder sich wiederholen. Hier sind die häufigsten Phasen der Co-Abhängigkeit:

  1. Verleugnung: In dieser ersten Phase erkennt die co-abhängige Person oft nicht, dass sie von der Sucht eines anderen betroffen ist. Sie leugnet die Auswirkungen des Suchtverhaltens und versucht, die Realität zu verdrängen.
  2. Erkennen und Verzweiflung: In dieser Phase beginnt die co-abhängige Person, die Realität der Situation zu erkennen und fühlt sich hilflos und verzweifelt. Sie kann versuchen, die Kontrolle über die süchtige Person zu erlangen, um die Sucht zu bekämpfen.
  3. Verhandlung und Kompromiss: Co-abhängige Personen versuchen oft, Kompromisse mit der süchtigen Person einzugehen, um deren Verhalten zu ändern. Sie setzen ihre eigenen Bedürfnisse und Grenzen aufs Spiel und versuchen, die Sucht zu mildern.
  4. Wut und Frustration: Wenn die Bemühungen zur Veränderung der süchtigen Person erfolglos bleiben, kann sich Wut und Frustration aufbauen. Die co-abhängige Person beginnt möglicherweise, die süchtige Person für ihre eigenen Probleme verantwortlich zu machen.
  5. Trennung und Isolation: In dieser Phase beginnt die co-abhängige Person, sich von der süchtigen Person zu distanzieren, aus einer Notwendigkeit heraus, sich selbst zu schützen. Sie erkennt, dass sie nicht die Macht hat, die Sucht zu kontrollieren, und sucht möglicherweise Unterstützung von außen.

Und was ist Phase 6? Das hängt vom Einzelfall ab. Manchmal folgt nun erneut Phase 3 oder die Trennung bleibt bestehen. Im besten Fall arbeitet der Co-Abhängige an seiner eigenen Identität und seinem Selbstwertgefühl. Er lernt, gesunde Grenzen zu setzen und unabhängiger zu sein. Das bedeutet nicht, dass er sich von dem Suchtkranken trennen muss, aber manchmal ist das der einzige Ausweg.

Co-Abhängigkeit ist suchtförderndes Verhalten: Warum?

Es mag verwirrend sein, aber die Co-Abhängigkeit fördert die Sucht. Der Co-Abhängige unterstützt den Süchtigen in seinem Verhalten – in der Regel unbeabsichtigt. Dies geschieht durch ungesunde Kompromisse, die dem Suchtkranken ermöglichen, weiterhin süchtig zu bleiben, ohne Konsequenzen zu tragen.

Co-abhängige Personen neigen dazu, Probleme zu vertuschen, zu lügen und die Realität zu verzerren, um die süchtige Person zu schützen.

Manchmal stellen sie finanzielle Mittel zur Verfügung, um den Suchtmittelkonsum aus Hilfslosigkeit oder Mitleid zu unterstützen. Dieses Verhalten verringert die Motivation des Abhängigen zur Veränderung und verlängert damit die Suchterkrankung. Co-Abhängige erleben auch emotionale Turbulenzen und Stress, was das Risiko des Abhängigen erhöht, die Sucht als Bewältigungsmechanismus beizubehalten.

Wie lässt sich Co-Abhängigkeit behandeln?

Die Behandlung der Co-Abhängigkeit ist ein komplexer Prozess, der Verständnis, Engagement und oft Unterstützung von außen erfordert. Der erste Schritt besteht darin, die Co-Abhängigkeit zu erkennen und zu akzeptieren. Sie ist kein charakterlicher Makel, sondern eine menschliche Reaktion auf eine schwierige Belastungssituation.

Das Problem existiert eigentlich nicht bei ihm bzw. ihr, sondern das Problem IST der Suchtkranke. Er oder sie muss einem Entzug zustimmen und diesen dann auch durchhalten. Alles andere sind nur Trostpflaster auf einer offenen Wunde, die nicht heilen will.

Im nächsten Schritt geht es für den Partner darum, gegen die Co-Abhängigkeit anzukämpfen. Lass Dir das nicht ausreden, denn nur so rettest Du Dich selbst und den suchtkranken Angehörigen. Als hilfreich hierbei erweisen sich Selbsthilfegruppen, um sich mit anderen Co-Abhängigen auszutauschen und Unterstützung zu erhalten. Ihr teilt Erfahrungen und entwickelt Strategien zur Bewältigung. Unerlässlich ist in diesem Zusammenhang, das Setzen von klaren Grenzen, um sich vor schädlichem Verhalten zu schützen. Die co-abhängige Person muss lernen, "Nein" zu sagen und ihre eigenen Bedürfnisse zu respektieren.

Bedenke: Die Überwindung der Co-Abhängigkeit erfordert langfristige Betreuung und Engagement für beide Parteien. Es ist ein schrittweiser Prozess. Unterstützung von außen und einer starker Wille zur Veränderung helfen dabei, eine gesündere Beziehung zu einem Suchtkranken zu entwickeln. Oft ist auch erst so möglich, dass dieser seine Sucht überwinden kann.

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Weitere Quellen:

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Wichtiger Hinweis: Die hier angebotenen Informationen und Gedankenanstöße dienen lediglich der Orientierung und ersetzen keine qualifizierte, medizinische, heilpraktische oder anderweitige fachliche Beratung.

Photo by Jack Sharp on Unsplash

Publiziert am
Nov 14, 2023
 in Kategorie:
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